Milonga Header

Was heißt eigentlich Milonga? Das Wort „Milonga“ hat zweierlei Bedeutungen: Einerseits bezeichnet es das typische Tanzfest für argentinischen Tango, wo sich Tänzer und Tänzerinnen aller Niveaus treffen. Andererseits ist Milonga der Name einer besonderen Musikrichtung des Tango: seiner volkstümlichen und rhythmusbetonten Vorläuferin – und des dazugehörigen Tanzstils. 

Was erwartet mich auf einer Milonga?

Auf eine Milonga, das typische Tanzfest für Tango Argentino, gehen Tänzer, auch Milongueras (Damen) und Milongueros (Herren) genannt, um zu den drei Rhythmen zu tanzen: Tango, Vals und Milonga (hier: Musikrichtung). Jeweils drei bis fünf Stücke eines Stils bilden sogenannte Tandas, die durch kurze musikalische Unterbrechungen – Cortinas – voneinander getrennt werden. Die Musik wird von einem Tango-DJ aufgelegt oder live gespielt.

Milonga Elegantes Tanzpaar

Milongas gab es schon zur Entstehungszeit des Tango. In Buenos Aires waren das fröhliche Zusammenkünfte in einfachen Lokalen, wo sich die Nachbarschaft jede Woche traf. Natürlich gab es auch elegante Tanzbälle, wo Tango gespielt wurde – ob in Buenos Aires, Paris oder Wien. Dies waren aber besondere Events, zu denen man sich festlich kleidete.

Milongas können heute überall stattfinden, wo Platz ist: in prachtvollen historischen Sälen, ehemaligen Fabrikhallen oder Lofts, in Parks oder auf öffentlichen Plätzen, in Wirtshäusern, Hotels oder Hinterhof-Studios. Je nach Ambiente ist der Kleidungsstil von elegant bis leger.

Der Ablauf einer Milonga wird durch Regeln – Códigos – geordnet, die sich von einer Veranstaltung zur anderen deutlich unterscheiden können (siehe auch Tango-Lexikon). Eine besondere Form der Milonga ist die Practica, eine reine Übungs-Milonga. Hier treffen sich Tänzer aller Niveaus zum zwanglosen Üben und Experimentieren, es werden auch neue Figuren entwickelt. Die „Etikette” ist hierbei nicht so wichtig, die Tanzmode weniger elegant und die Musik meist nicht in Tandas unterteilt.

Encuentros, Marathons und Festivals

Mehrtägige Tango-Veranstaltungen wie Encuentros, Festivals und Marathons erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Hier wird ein Programm von mehreren Milongas hintereinander angeboten, es treten bekannte Show-Paare auf, man kann Tango-Workshops besuchen und meist gibt es auch Live-Tangomusik.

Diese Events setzen ein höheres Tanzniveau voraus, man muss sich dafür anmelden und viele Besucher kommen von weit her angereist. Sie haben dadurch die Möglichkeit, mit unbekannten Tanzpartnern verschiedenster Herkunft zu tanzen. So bleibt der Tango Argentino immer spannend!

Altbewährte Spielregeln für die Milonga Tanzpiste

Bei einer traditionellen Milonga sind rund um die Tanzfläche Stühle und Tische angeordnet. Zum Tanz aufgefordert wird ohne Worte, durch Blickkontakt – Mirada – und das zustimmende Kopfnicken – Cabeceo. In der Regel fordert der Mann die Frau auf.

Am Ende einer Tanda bedankt und verabschiedet man sich. Der Gentleman lässt die Frau nicht auf der Tanzfläche – Pista stehen, sondern geleitet sie zu ihrem Platz zurück.

Die Cortinas (kurze musikalische Unterbrechungen der Tandas) dienen in erster Linie dazu, die Partner zu wechseln. Sich zu trennen, während eine Tanda noch nicht zu Ende gespielt wurde – oder gar vor dem Ende eines Stückes – gilt als unhöflich. 

Heutzutage werden diese Sitten allerdings lockerer gesehen, besonders in Europa. Man bittet sich auch mit Worten zum Tanz und Frauen können durchaus selbst einmal ihren Wunschpartner auffordern. Auf manchen Milongas werden keine Tandas und Cortinas, sondern einfach durchgehende Musik gespielt.

Milonga Im Park Moskau

Harmonisch miteinander tanzen

Immer jedoch gilt die Devise: Rücksichtsvoll tanzen und Zusammenstöße mit anderen Paaren vermeiden! Traditionell ist beim Tango der Mann der Führende und die Frau die Folgende – es ist aber heute auch üblich, einfach nur von „Führenden” und „Folgenden” zu sprechen, da die Rollen vertauscht werden können. Frauen führen und Männer folgen, Frauen tanzen mit Frauen und Männer mit Männern.

Besonders Letzteres entspricht sogar alter argentinischer Tradition. Denn die Männer wollten zunächst unter sich tanzen lernen, bevor sie ihr Können der Damenwelt präsentierten. Man wollte beim notorischen Frauenmangel der ersten Einwanderer-Generationen sofort einen guten Eindruck machen!

Beliebte Milongas in Deutschland

In allen größeren Städten Deutschlands werden regelmäßig Milongas veranstaltet, so dass man fast täglich Tango tanzen gehen kann. Eine kleine Auswahl beliebter Milongas wird hier vorgestellt. Ansonsten empfehlen wir die übergeordneten Tango-Kalender oder Info-Seiten der Städte, auf denen man Informationen zu den lokalen Milongas findet.

Suerte Loca, München

Traditionelle Freitags-Milonga, zentral gelegen. Jeden Freitag legt ein anderer DJ auf. Bester Tanzboden, perfekter Sound, gepflegte Ronda. Facebook

Freitags Milonga, Berlin

Jeden Freitag im Nou Tango. Große Tanzfläche mit vielen Sitzgelegenheiten, wechselnde DJs, 100% traditionell. Zentral in Berlin Mitte. Website

La Yumba, Hamburg

Schöner Saal in St. Pauli. Wohlfühl-Atmosphäre, Parkettboden, traditionell mit wechselnden DJs. Jeden Freitag und jeden zweiten Sonntag. Website

Tango 8, Köln

Schön gestaltete Halle mit Holzboden. Im Sommer Outdoor-Tanzfläche. Hohes Tanzniveau. Milongas jeden Freitag und jeden Sonntag. Website

Milonga de los Domingos, München

Im großen Saal des Wirtshaus im Schlachthof. Traditionell, gutes Parkett, schöne Lichtstimmung, mit Bühne für Live-Konzerte. Jeden Sonntag. Website

Der schöne Freitag, Berlin

Jeden Freitag genussvoll tanzen auf Parkettboden in familiärer Atmosphäre. Gutes Tanzniveau, manchmal Gast-DJs, Shows oder Live-Musik. Facebook

Milonga Harmonie

Kleiner Milonga-Knigge

  • Auf einer Milonga tanzt man immer auch mit den anderen Paaren, nicht nur mit dem eigenen Partner oder der Partnerin. Hier ein paar Tipps für ein harmonisches Miteinander auf der Tanzfläche:
  • Tanzrichtung einhalten: immer im Kreis gegen den Uhrzeigersinn. 
  • Keine Rückwärts-Schritte gegen die Tanzrichtung. Das nachfolgende Paar rechnet nicht damit und es könnte einen Zusammenstoß geben.
  • Tanzfluss beachten: zur Vermeidung von Staus nicht unnötig lange stehenbleiben. Aufschließen, wenn eine größere Lücke entsteht.
  • Spuren einhalten (nicht Zick-Zack tanzen): Zwei Spuren am Außenrand des Kreises, die Kreismitte ist Anfängern oder Show-Paaren vorbehalten.
  • Überholen vermeiden, wenn möglich. Tempo den anderen Paaren anpassen. Falls nötig, bitte nur links überholen!
  • Bei voller Tanzfläche keine hohen Voleos oder Ganchos tanzen, sonst besteht Verletzungsgefahr für die anderen Tänzer/innen!
  • Je voller die Milonga, desto kleiner die Figuren – nicht ausladend tanzen und möglichst in geschlossener Umarmung bleiben.

Milonga-Fotografen

Seit auf den Social Media immer mehr Fotos von Milonga-Besuchern gezeigt werden, wächst auch bei den Veranstaltern das Interesse, ihre Events von professionellen Fotografen dokumentieren zu lassen. Einige Fotografen, oft selbst Tangotänzer, haben sich darauf spezialisiert – hier eine kleine Auswahl mit Info und Kontaktdaten.

Chauveau Photography

Wohnt in Antwerpen, ist leidenschaftlicher Tangotänzer und oft auf internationalen Encuentros anzutreffen. Facebook

Thomas Lackner

Lebt in München, hat sich auf Theaterfotografie spezialisiert und findet Tangotanz als Fotomotiv inspirierend. Website

Ishka Michocka

Stammt aus Polen, lebt zur Zeit auf Ibiza und tanzt selbst Tango. Professionelle Fotografin, die schon viele internationale Ausstellungen hatte. Website

Ralf Sartori

Künstlerische Fotografie mit Schwerpunkt Tango. Arbeitet seit 2003 als professioneller Fotograf, seit 2004 als Herausgeber mittlerweile dreier Buchreihen. Tanzt und lehrt Tango. Website


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Titelfoto: Karin Lüders, weitere Fotos: Preillumination Seth (Unsplash), Andrey Free (pxhere), Chauveau Photography


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